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“Ein Maler des Expressiven Realismus”

INFOS

Dr. Rainer Zimmermann

Der Kunsthistoriker und Publizist Dr. Rainer Zimmermann hat sich in ganz besonderem Maße um die Künstler des Expressiven Realismus verdient gemacht. Publikationen über die Maler Otto Pankok, Franz Frank, Wilhelm Geyer, Alfred Wais und den Amerikaner Holmead zeigen dies. Dr. Rainer Zimmermann war nicht nur Biograph sondern auch ein guter Freund von Franz Frank. Er besaß eine stattliche Sammlung an erstklassigen Bildern des Künstlers. Vor allem sein Buch "Die Kunst der verschollenen Generation - Deutsche Malerei des Expressiven Realismus" aus dem Jahr 1980 das im Jahr 1994 in einer erweiterten Fassung neu aufgelegt wurde zeigt, wie wichtig es ist, dass sich ein renommierter Kunsthistoriker für diese Künstlergeneration einsetzt und Türen öffnet. Ohne die oben genannten Standardwerke wären viele der Künstler des Expressiven Realismus tatsächlich Künstler einer Verschollenen Generation geblieben. Durch ständige Überzeugungsarbeit ist es ihm gelungen, den Begriff des Expressiven Realismus in der Kunstgeschichte zu verankern. 1991 wurde auf Initiative von Dr. Zimmermann im Neuen Schloss Kisslegg das erste Museum, das sich ausschließlich mit Künstlern des Expressiven Realismus befasst eingerichtet, das leider im Jahr 2004 den Sparzwängen der Allgäugemeinde zum Opfer gefallen ist. Dr. Rainer Zimmermann war auch der Initiator des "Förderkreises Expressiver Realismus e.V". und dessen langjähriger Vorsitzender. Vor einigen Jahren wurde Frau Dr. Ingrid von der Dollen zur Vorsitzenden gewählt und führt den Verein seitdem sehr erfolgreich. Ihr Standardwerk über Malerinnen im 20. Jahrhundert, Bildkunst der "verschollenen Generation" stellt sehr ausführlich das Werk von Künstlerinnen vor und trägt somit zu einer Neubewertung von Künstlerinnen im 20. Jahrhundert bei. Mit den Stiftungen Emmy und Rainer Zimmermann im März 1994 sowie Jutta und Rainer Zimmermann im Oktober 2008 befindet sich nun eine der größten Sammlungen an Kunstwerken dieser Generation im Universitätsmuseum in Marburg. Die umfangreiche Stiftung schließt eine langjährige und fruchtbare Kooperation mit dem Universitätsmuseum ab. Der leidenschaftliche Sammler hatte eine enge Beziehung zu Marburg. Hier studierte er Kunstgeschichte, arbeitete anfangs als Feuilleton- Redakteur und Chefredakteur der Oberhessischen Presse und gründete den Marburger Künstlerkreis, aus dem später der Marburger Kunstverein hervorging. Nach seiner Pensionierung setzte er sein Wissen in einer kunsthistorischen Dissertation um. Rainer Zimmermann förderte die Künstler nicht nur, indem er ihre Werke sammelte, sondern auch indem er über sie schrieb. Darüber hinaus stellte er die Werke in seiner sogenannten „Montagsgalerie“ aus und machte sie somit dem Publikum zugänglich. Viele der Künstler kannte Rainer Zimmermann persönlich und es entwickelten sich Freundschaften. Er verstarb am 22. November 2009. „Sammler sind Psychopathen“, sagt Dr. Rainer Zimmermann. Er muss es wissen, denn er vermachte dem Universitätsmuseum fast 700 Originale, die alle dem Expressiven Realismus zuzuordnen sind. Die Bilder sind der zweite Teil seiner Sammlung. Den ersten Teil, ebenfalls einige hundert Bilder, stiftete Rainer Zimmermann der Universität bereits 1994. Ihm liegt daran, eine möglichst geschlossene Sammlung zu übergeben. Marburg ist damit ein Zentrum des Expressiven Realismus, ein zweites liegt in Schweinfurt. Hier wird ab 2009 die Sammlung Joseph Hierling präsentiert. Insgesamt, so schätzt Dr Rainer Zimmermann, werde es wohl nicht mehr als ein Dutzend Sammler dieser Stilrichtung geben. Natürlich kann niemand mehr als 1 000 Bilder auf den eigenen vier Wänden unterbringen, auch Zimmermann nicht. „Ein Sammler lässt sich davon aber nicht beeindrucken“, sagt er und lacht. Er löste das Platzproblem durch Schränke mit flachen Schubfächern, die ihm ein Schreiner unter die Schrägen seiner Wohnung baute. Dort brachte er die Gemälde nach Künstlern geordnet unter. Die Wände in seinem Haus in Oberrosphe hängen dennoch voll. Christine Krauskopf