© Oliver Tursic 2024
“Ein Maler des Expressiven Realismus”

EXPRESSIVER REALISMUS

Verschollene Generation

Franz Frank gehört zu einer Künstlergeneration, die zwischen 1890 und 1910 geboren werden und die Errungenschaften des Impressionismus und des Expressionismus in eine "malerische Malerei" umsetzen. In den Akademien der Zwanzigerjahre lehren zum Großteil noch Professoren, die aus dem ausgehenden Neunzehnten Jahrhundert kommen und der impressionistischen Maltradition verbunden sind. Die Studenten dagegen sind bereits dem Expressionismus gegenüber sehr kritisch. In ersten Werkübersichten werden die großen Erneuerer der Europäischen Kunst, Van Gogh, Cezanne, Munch oder Corinth gezeigt. Die jungen Künstler sehen in diesen Malern ihre wahren Vorbilder. In jungen Jahren, viele der Künstler sind gerade 18 Jahre alt, ziehen sie in den Ersten Weltkrieg. Desillusioniert kehren die Überlebenden zurück und erkennen, dass ihnen von den Professoren an den Akademien auch nicht die erhofften Anregungen mitgegeben werden. Nach Beendigung des Kunststudiums folgt die Weltwirtschaftskrise mit Inflation und Arbeitslosigkeit. Diese Eindrücke müssen künstlerisch verarbeitet werden. Ungegenständlich zu malen ist für sie nicht der Weg, den sie gehen möchten. Das Erlebte muss zu Papier und auf die Leinwand gebracht werden. Für einige stellen sich erste Erfolge ein. Sie bekommen positive Kritiken und werden in renommierten Galerien ausgestellt. Einige wenige erhalten Professuren an Kunstakademien. Aber die Zeit ist zu kurz, um bei den Kunstkritikern und Sammlern einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Mit Beginn der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft werden zudem viele Künstler dieser Generation verfemt. Ihre Werke, sofern sie überhaupt schon von Galerien und Kunstsammlungen angekauft wurden, werden entfernt. Die Künstler müssen zum zweiten Mal in den Krieg und ein Großteil der Werke, die bis 1945 entstehen, fallen den Bombennächten zum Opfer. Auch viele Künstler überleben das "Tausendjährige Reich" nicht. Überzeugt, an die Erfolge vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten anknüpfen zu können, werden die Künstler von der nun geführten Kunstdiskussion bitter enttäuscht. Im Westen der Republik werden zu Beginn der fünfziger Jahre zuerst die verfemten Expressionisten wieder entdeckt und danach die ungegenständlich malenden Künstler massiv gefördert. Im Osten wird der Soziale Realismus als einzige Kunstrichtung akzeptiert. Deshalb ist für viele Künstler diese Nichtbeachtung schlimmer, als die während des Dritten Reiches, denn damals wollten sie gar nicht zur herrschenden Kunstrichtung dazugehören. Die Hoffnung auf breite Anerkennung ihrer Kunst wird leider bei vielen guten Künstlern bis zu ihrem Tod nicht erfüllt. Dennoch, oder gerade deshalb bleiben sie ihrer Kunst treu. Der Gegenstand ist und bleibt in der Malerei des Expressiven Realismus das zentrale Thema, auch wenn ihr Spätwerk bei vielen der Künstler des "Expressiven Realismus" einen starken Abstraktionsgrad aufweist. Nicht umsonst haben sich die "Jungen Wilden" der Achtziger Jahre auf ihre Vätergeneration, die Künstler des "Expressiven Realismus" berufen. Aufgrund ihrer Geschichte werden die Künstler auch einer "Verschollenen Generation" zugerechnet.